Ein Hinterhof in Aachen. Chris Walter und andere Aktivistinnen „containern“ – sie durchsuchen mitten in der Nacht Mülltonnen von Supermärkten.
Was sie bei ihrer Lebensmittel-Rettungsaktion finden? Original verpacktes Essen, noch vollkommen genießbar. Zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel werden jedes Jahr in Deutschland weggeworfen. Für Chris und seine Mitstreiter ist das ein Skandal. Oft geben sie an Bedürftige weiter, was sie aus den Tonnen retten. Food-Sharing – Lebensmittel teilen – das wollen immer mehr Menschen.
Nicole Klaski aus Köln hat sogar einen kleinen Laden gegründet, in dem sie das verkauft, was andere aussortieren: vor allem Lebensmittel, die das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben. Wer in Nicoles Laden kommt, kann zahlen, was er möchte. Manche geben nur ein paar Cent. In Nicoles Laden steckt aber viel Arbeit und sie muss davon leben. Und so stellt sich auch bei ihr immer wieder die Frage: Wie viel sind uns Lebensmittel eigentlich wert?
Heiner Hannen veranstaltet auf seinem Bio-Hof bei Kaarst mehrmals im Jahr Nachernten: Ganze Familien kommen auf seine Äcker und sammeln das ein, was er an den Handel nicht los wird. Ausgebeulte Kartoffeln, krumme Möhren, zu kleiner Fenchel. Alles gut und schmackhaft, nur eben nicht so schön wie im Supermarkt.
12 Millionen Tonnen Lebensmittel werden jedes Jahr in Deutschland weggeworfen, der Löwenanteil in Privathaushalten – im Durchschnitt etwa 75 Kilo pro Person. Was die selbst ernannten Lebensmittelretter tun, ist also nur ein Tropfen auf den heißen Stein, am Ende ist die Politik gefragt. Aber sie verändern unser Bewusstsein für die Frage: Essen für die Mülltonne?
Autor: Florian von Stetten
Ausstrahlung „Unterwegs im Westen“ (WDR) 15.06.2020